Stimmen zur Tagung

Prof. Dr. Bert Roebben (Bonn) 

Liebe KollegInnen,
leider musste ich schon früh am Samstagmorgen fahren und hatte deshalb nicht die Gelegenheit, mich ordentlich zu verabschieden. Das Programm in Leitershofen war in meinen Augen gut konzipiert, die Referate „to the point“ und die Gespräche inspirierend. Am Freitagnachmittag nahm ich an einem der offenen Foren teil, für mich ein sehr gelungenes Setting, um das Thema der Tagung zu reflektieren, zu vertiefen und zu konkretisieren. Um die Partizipation noch zu erhöhen, hätte ich einen methodischen Vorschlag: zwischen Hauptvortrag und Fragerunde wäre es sinnvoll, das Referat kurz und knackig in Kleingruppen zu besprechen und Fragen zu bedenken, damit sich möglichst viele TeilnehmerInnen sich an der Diskussion beteiligen können.
Inhaltlich hat mir die Tagung viele Denkanstöße geliefert. Meines Erachtens bleibt es aber eine offene Frage, wie die religiöse Bildung mit der Hektik des (sozialen, politischen und medialen) Alltags umgehen sollte und ob sie sich nicht auch regelmäßig davon distanzieren muss, um ihren Aufgaben gerecht zu werden. Aktives Lernen und kontemplatives Lernen sind zwei Seiten einer Medaille, die einander nicht aus-, sondern einschließen müssen. Und in beiden Fällen bleibt die religionspädagogische Leitfrage: „Was willst du, das ich tun soll?“

 

Prof. Dr. Joachim Theis (Trier):

"Ich freue mich schon sehr auf unsere diesjährige Tagung in Leitershofen. Nicht nur weil ich dort viele meiner Kolleginnen und Kollegen antreffe und mit ihnen interessante Gespräche führen kann, sondern auch, weil der Vorstand ein sehr aktuelles Thema vorgeschlagen und vorbereitet hat. Die Wahrheitsfrage betriff ja auch besonders die Katechese und fordert sie geradezu heraus. Mir scheint hier scheiden sich die Geister und die Lösungswege. Aber dazu ja mehr in den Vorträgen und Workshops!

Natürlich bin ich auch auf die Beiträge der jüngeren Wissenschaftler*innen gespannt. Was wird geforscht, welche neuen Ansätze sind erkennbar und wo sehen sie sind die Probleme und Herausforderungen?

Ein besonderes Kennzeichen der AKRK ist der gute Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern. Dieser findet ja nicht nur in den Arbeitseinheiten, sondern auch in der Freizeit statt (ganz besonders in der Zirbelstube). Alleine dafür lohnt sich die Anreise nach Leitershofen und das – für mich - in kurzer Folge zweimal. Denn vom 27.-29.09 findet die dkv-Jahrestagung mit dem Thema daRUm! Qualitäts-Offensive für den Religionsunterricht statt. Dazu möchte ich die Unentschlossenen noch einladen. Eine nachträgliche Anmeldung geht sicher noch!"

Videointerview mit Prof.'in Dr. Claudia Gärtner (Dortmund):



Prof. Dr. Ulrich Riegel (Siegen):

Warum ich mich auf die AKRK-Jahrestagung freue:

"Leitershofen ist für mich wie ein Familientreffen. Man trifft dort seine Lieblingstante oder den smarten Neffen ebenso wie den Rest der buckligen Verwandtschaft. Hier bekommt man den neuesten Tratsch, aber auch handfeste Infos, die die Familie betreffen. Und je älter ich werde, desto wertvoller werden mir diese Treffen."


Deshalb ist die Thematik für mich besonders aktuell:

"Offensichtlich lässt sich die Wahrheitsfrage auch in der Religionspädagogik nicht mehr ausblenden. Das ist gut so! Etwas irritiert bin ich vom semantischen Umfeld der Wahrheitsfrage im Titel der Tagung. Wird die Wahrheit erst in einer postfaktischen Zeit zum Problem? Falls ja, hätte ich mir unter den Vortragenden jemanden gewünscht, die oder der eine postfaktische Position vertritt. Wenn man die Liste der Vortragenden ansieht, scheint das Wahrheitsproblem doch eher als ein Pluralitätsproblem angesprochen zu werden. Auch ließe sich die Spiel-Metapher leicht so lesen, als ginge es bei der Wahrheitsfrage um Diskurse ohne existentiellen Ernst. Wenn dem so ist, könnten wir uns auf der Tagung leicht und schnell in ausgewogenen sowohl-als-auchs einigen. Hoffentlich wird es anders ..."

Lena Przibylla (Dipl. theol.) / Matthias Colloseus (Dipl. theol.), KTK-Bundesverband:

"1. Der Begriff „postfaktisch“ bezeichnet im aktuellen Sprachgebrauch Denk-, Sprech- und Handlungsweisen, die durch den Begriff nicht gut beschrieben sind. Als postfaktisch könnten auch Theorie und Praxis bezeichnet werden, die berechtigterweise der Erkenntnis Rechnung tragen, dass es im Bereich des menschlichen Zusammenlebens keine „Tatsachen“ gibt, die nicht schon durch Beobachtung und Benennung interpretiert werden, mithin vom Standpunkt und den Erfahrungen des Subjekts abhängen.
2. Die als „postfaktisch“ bezeichneten Standpunkte und Verhaltensweisen dagegen sind nicht allein vom Desinteresse an „Tatsachen“ geprägt, sondern insbesondere auch vom Desinteresse an den Wahrnehmungen und Ansichten, den Bewertungen und Interessen anderer Subjekte.
3. Präziser wäre also statt „postfaktisch“ der Begriff „egozentrisch“ für das Gemeinte: eine Praxis, die jedes Denken, Sprechen und Handeln radikal und ausschließlich in den Dienst der eigenen Bedürfnisse und Interessen stellt.
4. Dies ist für die Praktische Theologie nichts Neues. Sie ist spätestens seit Carl Schmitts „Politische Theologie“ dazu aufgerufen, sich kritisch mit der Vorstellung auseinanderzusetzen, menschlicher und gesellschaftlicher Umgang ließe sich auf den „Kampf“ verschiedener „Interessen“ reduzieren und jede Abweichung von einem Freund/Feind-Schema sei Illusion, Zeitverschwendung, nicht zuletzt Schwächung der eigenen Position.
5. Mit dem Anspruch, die Möglichkeit eines intersubjektiven Austauschs von verschiedenen Standpunkten aus und eines friedlichen Interessenausgleichs zu beschreiben, ist der Zugang zu einem theologischen, d.h. für die religiöse Bildung geeigneten, „Wahrheits“-Begriff eröffnet.
6. Für diesen Austausch verweist das Zeugnis der Schrift auf die besondere Relevanz marginalisierter Standpunkte; der Erfahrungen, Bewertungen und Interessen der Armen, Ausgeschlossenen und verächtlich Gemachten.
7. Die spezifisch menschlichen Fähigkeiten, auf die die religiöse Bildung hier aufsetzen muss, sind somit a.) die Möglichkeit, die eigenen Wahrnehmungen, Bewertungen und Interessen zu erkennen, ins Wort zu bringen und somit für den intersubjektiven Austausch zu erschließen und b.) das Bewusstsein, dass damit noch kein Zugang zur theologischen „Wahrheit“ eröffnet ist, solange nicht andere Wahrnehmungen, Bewertungen und Interessen als solche erkannt und anerkannt wurden – unter besonderer Berücksichtigung von marginalisierten Standpunkten.
8. Es dürfte unstrittig sein, dass die Ausbildung dieser Fähigkeiten nicht erst mit dem Schulalter beginnt, sondern spätestens mit dem Eintritt in die Gesellschaft. Im deutschsprachigen Raum bedeutet das für die meisten (in Deutschland ca. 95%) der Kinder derzeit: spätestens in der Kindertageseinrichtung (Kita).
9. Etwa ein Fünftel der Kitas in Deutschland sind in katholischer Trägerschaft; sie werden derzeit von über 600.000 Kindern besucht. Zum Profil dieser Einrichtungen gehört ein genuin religionspädagogischer Anspruch, der namentlich in den Veröffentlichungen und Veranstaltungen des KTK auf Bundes- und diözesaner Ebene verhandelt wird und seinen Ausdruck findet.
10. Wenn die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Katholische Religionspädagogik/Katechetik ihr Augenmerk auf „Religionsunterricht, religiöse Erwachsenenbildung, aber auch gemeindliche Katechese“ legt, die religiöse Bildung in der frühkindlichen Bildung aber außen vor lässt, lässt sie bei der Frage nach „Religiöser Bildung in postfaktischer Zeit“ eine schmerzliche Lücke."

Prof. Dr. Markus Tomberg (Fulda):

"Wahrheit sei zu einem dehnbaren Begriff geworden in der katholischen Kirche, kommentiert Raoul Löbbert in Christ und Welt (Raoul Löbbert: Carlo Maria Vigano - Ein Erzbischof sieht rot): das Handeln gerade von Amtsträgern diskreditiert den Wahrheitsanspruch der christlichen Botschaft. Über Wahrheit kann man christlich nicht mehr reden, ohne ihre Amalgamierung mit Macht und Missbrauch zu sehen. Auf der anderen Seite erlebe ich Studierende, die mit hypertrophen Wahrheitsvorstellungen etwa in den Katechismus schauen und nur schwer dazu zu bewegen sind, die Bandbreite bereits der christlichen Tradition überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Und dann gibt es ja auch noch das plurale Feld der Schule … Und so wird die Wahrheit selbst zum Problem. Oder ist sie sogar schon aus dem Spiel? Oder steht bereits die Spiel-Metapher für eine Krise der Wahrheit?
Ich komme mit Fragen zur Tagung – und freue mich riesig auf die vielfältigen Gesprächsmöglichkeiten, den kollegialen Austausch, die vielen Perspektiven, das Große Pläneschmieden und die vielen kleinen Begegnungen!"

Prof. Dr. Konstantin Lindner (Bamberg):

"AKRK-Kongress 2018 in Leitershofen – ein „Muss“ für Religionspädagog*innen! Noch dazu, weil das Tagungsthema „Spiel um die Wahrheit“ höchst aktuell ist und die wissenschaftliche Religionspädagogik dazu viel Relevantes in den öffentlichen Diskurs einbringen kann und sollte. Ich freue mich riesig auf die Tagung – natürlich auch darauf, über aktuelle Forschungsprojekte zu erfahren, und auf gute Gespräche mit vielen Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen deutschsprachigen Ländern – nicht zuletzt am Abend in der Zirbelstube :-)"

Prof. em. Dr. Herbert Zwergel (Kassel):

"In einem Festakt auf 50 Jahre AKRK bzw. erst AKK zurückblicken zu dürfen, ist für mich Anlass, nach 2008, meinem Abschied aus dem Amt des Vorsitzenden, wieder nach Augsburg zu kommen. Ich bin gespannt, wie sich die Mitgliederversammlung zum Namen entschieden haben wird: die erste Änderung weg von der männlichen Formulierung und Öffnung durch "Religionspädagogik", die jetzt anstehende hin zur Wissenschaft? Wird die Kommunikation des "katholisch" künftig noch eine Rolle spielen (dürfen, können, müssen)? Wie dem auch sei: Ich freue mich auf die Begegnung, auch mit den Österreicherinnen und Österreichern."

Prof. Dr. Jan Woppowa (Paderborn):

"AKRK-Kongress in Leitershofen: eine gute Gelegenheit zum UPDATE in Sachen Religionspädagogik! Was beschäftigt die Kolleginnen und Kollegen, welche innovativen Ideen lassen die Nachwuchswissenschaftlicher erklingen, welche Fragen und Themen liegen oben auf? Und das diesjährige Tagungsthema lässt aufhorchen: Wer spielt hier eigentlich mit wem um welche Wahrheit? Gibt es dafür bestimmte Regeln, Schiedsrichter, Gewinner und Verlierer? Ich bin gespannt …"

StD PD Dr. Matthias Gronover, Tübingen:

"Ich freue mich auf die Begegnungen und Argumente der Religionspädagoginnen und -pädagogen. Besonders gespannt bin ich aber auf die Sichtweisen und Problemanzeigen der Nachwuchswissenschaftler/-innen!"

Dr. Monika Tautz (Köln):

"Großes haben wir uns vorgenommen: die Wahrheitsfrage! Und gleich nehmen wir den Druck, das Gewicht heraus: ein Spiel? Das Thema unserer diesjährigen AKRK-Tagung trifft meinen Alltag in der Arbeit mit den Studierenden, es trifft die Stimmung in unserer Kirche, es spiegelt das Lebensgefühl vieler Zeitgenossen. Wie gut, dass wir uns Zeit nehmen für das großen Gefühl Wahrheit."

Prof. Dr. Stefan Altmeyer (Mainz):

"AKRK — kurz vorher denkst du: oh Gott, ist das wieder lange zu fahren. Aber kaum bist du da, entwickelt sich wieder dieser typische Drive: gute Gespräche, klasse Vorträge, lange Abende. Am meisten freue ich mich auf die Projekte der NachwuchswissenschaftlerInnen und richtig gute Ideen."

Prof. Dr. Georg Langenhorst (Augsburg):

Warum ich mich auf die AKRK-Jahrestagung freue:

"- weil man sich um die Wahrheit wahrlich gut streiten kann...
  - weil Wahr-Nehmung gemeinsam leichter ist...
  - weil das Wahr-Zeichen unserer Zunft der Austausch ist...
  - weil wahr-sagen auf dem Prüfstein des Diskurses erfolgt...
  - weil die persönlichen Begenungen wahrscheinlich wieder spannend werden...

das wa(h)rs!"

Von den Gestalterinnen des Blogs:

Liebe Leserinnen und Leser des AKRK-Blogs,

wir sind Gianna Freitag, Julia Hahn und Viktoria Stromberg, die Gestalterinnen dieses Blogs. „Beheimatet“ sind wir am Institut für Katholische Theologie und ihre Didaktik der Universität Münster, speziell beim Videografie Team GRUVI, das von Guido Hunze geleitet wird. Wir wollen mithilfe des Mediums Videografie in Lehrveranstaltungen und in der Kollegialen Beratung Impulse für die Aus- und Weiterbildung von (angehenden) Religionslehrer_innen geben.

Über die Kooperation mit der AKRK freuen wir uns sehr. Da die Gestaltung eines Tagungsblogs auch für uns keine alltägliche Aufgabe ist, sind wir offen für Anregungen, Tipps und jegliches Feedback. Während Julia die Tagung via Blog von zu Hause verfolgt, sind Gianna und Viktoria live dabei – sprechen Sie uns gerne an.

Wir sind gespannt auf neue Begegnungen, vielfältige Gespräche und einen produktiven religionspädagogischen Austausch.

Ihre Gianna Freitag, Julia Hahn und Viktoria Stromberg

Das Videografie Team GRUVI (Stand: Februar 2018)
Links: Dr. Guido Hunze, daneben Viktoria Stromberg (stehend) und Gianna Freitag (kniend). Rechts: Julia Hahn.
Zum Team gehören außerdem Stefan Leisten (Mitte), Johannes Feindler (rechts kniend) und Verena Oestermann (rechts stehend direkt am Plakat).

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